Friday, May 27, 2011

Welcher Fisch ist das?



Was fuer eine Frage - auf der Speisekarte stand Kabeljau und das hab' ich bestellt.
Ich waere mir da nicht so sicher. Leider wird nur allzuoft und auch immer haeufiger Fisch mit Fisch ersetzt. Nun koennte man Optimist sein und einfach mal annehmen, dass irgend jemand einfach etwas verwechselt oder einen Fehler beim Beschriften/Sortieren gemacht hat. Solltet Ihr zu dieser Gruppe gehoeren, muss ich Euch im Folgenden leider enttaeuschen.

Ich gebe zu, dieser Eintrag ist ein wenig Eigenwerbung, aber heute kam ein Bericht der Europaeischen Kommission heraus, der dokumentiert wie hauefig betruegerischer Austausch in der Fischereiwirtschaft stattfindet und welch gutes Geschaeft das ist. Teure Fische werden durch billige ersetzt. Wer kann schon zwischen Filets unterscheiden? Fische, deren Fang laengst verboten ist, kommen wieder auf den Tisch. Und von der unsaeglichen Idee Haiflossen zu verspeisen will ich nicht einmal reden. Allein mit illegaler Fischerei werden weltweit jaehrlich 10 Milliarden Euro verdient.

Wo komme ich da ins Spiel? Ich gehoere zu den Spielverderbern. An unserem Institut wurde eine DNA-Technologie entwickelt, die sich DNA-Barcoding nennt. Das Prinzip ist einfach. Ein kleines Stueck DNA, dass man heutzutage recht leicht entziffern kann, ist charakteristisch fuer eine Tierart. Wir gewinnen und speichern diese Informationen in einer grossen Datenbank und koennen so aus kleinsten Ueberbleibseln von Gewebe etc. die Tierart sehr praezise ermitteln. Mein Fachgebiet sind dabei die Fische und andere Meeresbewohner.

Wir haben bereits vor ein paar Jahren begonnen, Fischfilets zu identifizieren und sind inzwischen auch in der Lage Fisch, der gekocht, geraeuchert oder anderweitig verunstaltet wurde, mit einem Namen zu versehen. Das sind keine guten Nachrichten fuer die oben erwaehnten Betrueger. Hier mal ein Beispiel aus dem letzten Jahr:

Wir haben Proben aus diversen Sushirestaurants in Montreal, Toronto und Vancouver untersucht. Dabei haben wir gezielt Fisch aus der Speisekarte gepickt, der eher teuer ist. Sehr beliebt ist hier der "Red Snapper". Nur leider hat von den untersuchten 15 Sushirestaurants in Montreal kein einziges wirklich Red Snapper serviert, sondern ausschliesslich billigen Victoriabarsch. Kein normaler Kunde kann die beiden Fische unterscheiden wenn sie als Filet vor ihm liegen, oder schlimmer noch als panierte Grausamkeit.

Wo immer wir und unsere Kollegen in Nordamerika und Europa geschaut haben, bis zu 40% Austausch war immer gegeben. Das Positive an der ganzen Sache ist, dass moderne genetische Methoden wie DNA-Barcoding es ermoeglichen, solche Betruegereien zu entlarven. Das ist im Uebrigen auch eine Schlussfolgerung des erwaehnten Berichtes der EU Kommission.

Was mich ein wenig stolz macht, ist die Tatsache, dass ich bei der Entwicklung dieser Technologie einen bescheidenen Beitrag leisten konnte.