Friday, April 1, 2011

Wahlen in Kanada (2) - Wahlbeteiligung

Das mit der Wahlbeteiligung hier ist so eine Sache. Generell sind die Kanadier nicht sonderlich rege, wenn es an die Urne geht. Die hoechste jemals errechnete Wahlbeteiligung lag bei 79.2% (1963). Im gleichen Zeitraum gaben in Deutschland rund 87% der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Bei der letzten Wahl schienen die Kanadier regelrecht wahlmuede, d.h. nur etwa 59% gingen waehlen und es steht zu befuerchten, dass es diesmal noch weniger werden.

Hueben wie drueben spricht man immer so gerne von Wahlmuedigkeit und der Politikverdrossenheit. Dummerweise gibt man meiner Meinung nach damit ein sehr wichtiges Grundrecht aus der Hand und kann sich auch hinterher nicht beschwerden, wenn mal wieder die "Falschen" gewinnen. Bei der letzten Bundestagswahl waren gerade mal 70% waehlen, d.h. 30% haben entschieden nicht zu entscheiden. Hier in Kanada waren es sogar 41%. Das ist sicher nichts Neues, aber eine durchaus bedenkliche Entwicklung. Wenn irgendwann einmal nur noch die Haelfte der Bevoelkerung ueber die politische Fuehrung eines Landes entscheidet und die andere Haelfte freiwillig daheim bleibt, dann wuerde ich das nicht mehr repraesentativ nennen wollen.

Ich kann nachvollziehen, dass die viele Parteien nicht mehr waehlbar sind, aber dann wuerde ich vorschlagen zumindest eine ungueltige Stimme abzugeben. Das hat einen anderen Stellenwert als die "Nichtwahl".

Amuesante Geschichte am Rande: Ein weiterer Grund fuer die schlechte Wahlbeteiligung in Kanada bei der letzten Wahl 2008 war ein geaendertes Wahlrecht. Es gab striktere Ausweiskontrollen und man wurde gebeten seinen Wohnsitz nachzuweisen (es gibt hier kein Melderegister im herkoemmlichen Sinne). Das fanden dann einige Kanadier so schlimm, dass sie gar nicht mehr waehlen wollten.

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